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Freiraumentwicklung und Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen

Worum geht es?

Freiräume sind Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Sie bieten Raum für den Erhalt und die Entwicklung der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/Luft und tragen damit zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen bei. Auch der Schutz der Arten und Biotope und ihrer Vielfalt (Biodiversität) benötigt naturnahe Freiräume. Freiräume und deren Landschaften besitzen darüber hinaus einen hohen Wert für Erholungssuchende und stellen bedeutende Kulturzeugnisse dar. Die letzten großen unzerschnittenen Räume im Land besitzen aufgrund der geringeren Lärm- und Störungsbelastung eine besondere Bedeutung für viele Tierarten und als Erholungsraum.

Als Folge hoher Nutzungskonkurrenzen schreitet der Verlust von Freiräumen seit vielen Jahren weiter voran. Dies führt zum Verschwinden von Lebensräumen für Tier- und Pflanzenarten und zu fehlenden Ausgleichsräumen für einen intakten Naturhaushalt. Auch die für den Menschen so bedeutsamen grünen Erholungsräume nehmen dadurch ab. Es geht deshalb nicht nur um den Schutz, sondern insbesondere auch um die Rückgewinnung und Entwicklung neuer Freiräume.

Baden-Württemberg, eine Hand und ein Herz symbolisieren ein gutes Leben in Baden-Württemberg

Was bedeutet das für ein gutes Leben in Baden-Württemberg?

Es gilt, die natürlichen Lebensgrundlagen in Baden-Württemberg für künftige Generationen zu erhalten. Natur und Landschaft müssen sowohl im besiedelten als auch im unbesiedelten Raum geschützt und renaturiert werden. Saubere und ausreichende Wasserressourcen, naturnahe Fließgewässer, unversiegelte und unbelastete Böden und eine schadstofffreie Luft sind ein entscheidender Schlüssel zu gleichwertigen und gesunden Lebensverhältnissen. Ein intakter Naturhaushalt spielt auch eine bedeutende Rolle bei der Anpassung an die negativen Folgen des Klimawandels.

Zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen brauchen wir vielfältige Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und Tieren. Sie können sich nur in einer intakten Umwelt und in ausreichend großen und vernetzten Lebensräumen entwickeln.

Trends und Herausforderungen

Gründe für die zunehmende Gefährdung der Artenvielfalt sind u.a. die intensive Bewirtschaftung und Nutzung der Freiräume sowie zu kleine und häufig zerschnittene Lebensräume ohne ausreichende Verbindungen, um Wandermöglichkeiten der Arten zu ermöglichen. Baden-Württemberg verfolgt daher das Ziel, den Biotopverbund auf mindestens 15 % Offenland der Landesfläche bis zum Jahr 2030 auszuweiten. Die Wiederherstellung und Neuentwicklung von Biotopen stellt darüber hinaus eine der großen Herausforderungen dar. Feuchtbiotope haben eine hohe Bedeutung für die Biodiversität und sind gleichzeitig besonders negativ von den Folgen des Klimawandels, wie Trocken- und Hitzeperioden, betroffen. Die Wiederherstellung von zusammenhängenden Feuchtgebietslebensräumen, wie beispielsweise naturnahen Flussläufen mit ihren Auen, stellt deshalb eine Priorität dar. Sie bieten gleichzeitig Rückhalteflächen bei Hochwasser und Starkregenereignissen.

Intakte Moore haben, neben ihrer hohen Bedeutung als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, aufgrund ihrer Fähigkeit zur CO2-Speicherung ebenfalls eine herausragende Bedeutung für den Klimaschutz.

Aber auch der Schutz typischer baden-württembergischer Kulturlandschaften, wie etwa die Streuobstbestände, erhält wertvolle Lebensräume für viele Arten ebenso wie traditionelle Bewirtschaftungsformen zur Landschaftspflege.

Herbstspaziergang bei Sipplingen und Überlingen
Symbol für eine Markierung auf einer Karte

Wo wollen wir hin?

Die Landesentwicklung bietet mit ihrem ganzheitlichen und strategischen Ansatz die Möglichkeit, mit großräumigen Lösungen auf Biodiversitätsziele hinzuwirken. Die Erhaltung und Stärkung der Biodiversität kann durch die Zusammenarbeit aller Landnutzenden gelingen, indem Raum für vielfältige Biotopentwicklung zur Verfügung gestellt und weiterer Verlust durch Überbauung und Zerschneidung oder zu intensive Nutzungen möglichst vermieden werden.

Die Resilienz der Ökosysteme soll, auch im Hinblick auf weitere Belastungen durch den Klimawandel, durch die Renaturierung von Biotopen gestärkt werden. Dabei liegt der Fokus besonders auf den Feuchtbiotopen. Ein weiteres wichtiges Ziel ist die Verringerung der Neuinanspruchnahme insbesondere von hochwertigen Böden. Die Entsiegelung von Böden und die Wiederherstellung der Bodenfunktionen sind zu fördern und neue Grünflächen sollen zur Erhöhung der Lebensqualität und zur Förderung der Biodiversität entwickelt werden.

Erste Lösungsansätze

 

  • Sicherung eines Freiraumverbundes durch Festlegung von „Räumen mit landesweiter Bedeutung für die Biodiversität“ mit Konkretisierung und Ergänzung durch die Festlegung von „Gebieten für Biodiversität“ durch die Regionalplanung nach landeseinheitlichen Kriterien.
     
  • Informatorische Darstellung der „Räume landesweit bedeutsamer Landschaften“ mit Konkretisierung und Ergänzung durch die Regionalplanung sowie die Erstellung von Leitbildern und textlichen Festsetzungen zu deren Schutz und Weiterentwicklung.
     
  • Festlegung von Regionalen Grünzügen und Grünzäsuren zur Vernetzung des Freiraumverbundes, für die Erholungsnutzung, zum Schutz der Naturgüter und ihrer ökologischen Funktionen sowie zur Anpassung an den Klimawandel durch die Regionalplanung nach landeseinheitlichen Kriterien.
Rotkehlchen
Von gabrielebender
Flächenbedarf reduzieren
Keine Ausnahmegenehmigungen mehr für FFH geschützte Flächen. Es darf nicht sein, dass sich Gemeinden über die europäischen Schutzregeln hinwegsetzen
Von mboehringer
Schön aufgesagt, Land muss konsquent dahinterstehen
Die Bedeutung der Freiräume und Begrenzung der Landschaftszerschneidung ist schön aufgezählt, doch muss das Land von der Landesregierung bis zur kommunalen Ebenen endlich auch mal dahinterstehen, statt mit spitzfindigen Gesetzeslücken und Wegwägungen der Schutzgüter der Stillung von Wachstumsgelüsten Vorrang zu geben. Bspl sollten Streuobstwiesen nach Gesetzesänderung geschützt werden, können aber mit Hintertür weggewogen werden.
Von Jochen Schwarz, BUND für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald
Vorranggebiete für Artenhilfsprogramme frühzeitig mitplanen und ausweisen
Der dringend erforderliche Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert zahlreiche und teils schwerwiegende Beeinträchtigungen der Populationen naturschutzfachlich bedeutender Arten und LRTen - auch und gerade in Natura2000-Gebieten. Zur Ergänzung der wenig hilfreichen nationalen Artenhilfsprogramme (nAHP) muss BW eigene Konzepte zur Ausweisung von Landes-AHPen entwickeln. Dafür sind auf regionaler Ebene geeignete Flächen zu identifizieren und diese von Windkraft- und PV-Planungen freizuhalten.
Von deamus
EU Nature Restoration Law
Bei Erstellung des LEPs bitte gleich das jüngst beschlossene EU Nature Restoration Law berücksichtigen.
Von deamus
Grünflächenmanagement
Vorgaben für insektenfreundliches Grünflächenmanagement entlang von Straßen.
Von deamus
Lichtverschmutzung
Beim "Freiraumverbund" ist es wichtig auch die Perspektive der nachtaktiven Insekten "mitzudenken", d.h. dunkle Flächen ohne Licht(-Verschmutzung) miteinander zu verbinden und zu erhalten.
Planungen auf der "grünen Wiese" verhindern
Wichtig ist, dass der bisherige Plansatz 3.1.9 des alten LEP auch im neuen als Ziel und damit als verbindliche Vorgabe enthalten ist. „Die Siedlungsentwicklung ist vorrangig am Bestand auszurichten. ... Die Inanspruchnahme von Böden mit besonderer Bedeutung für den Naturhaushalt und die Landwirtschaft ist auf das Unvermeidbare zu beschränken."
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