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Zentrale Orte und Entwicklungsachsen

Worum geht es?

Das Zentrale-Orte-System regelt die räumliche Organisation und Anforderungen von Städten und Gemeinden innerhalb eines Gebiets. Das Konzept ist ein wesentlicher Bestandteil der Raumordnungsplanung in Deutschland und basiert auf der Idee, dass bestimmte Orte auch für die umliegenden Gebiete als zentrale Versorgungs- und Dienstleistungszentren dienen. Die Raumentwicklungsministerkonferenz definiert Zentrale Orte als Gemeinden, die aufgrund ihrer Lage, ihrer Ausstattung und ihrer Möglichkeiten in der Lage sind, über den eigenen Bedarf hinaus Versorgungsaufgaben für die Bevölkerung ihrer Umgebung zu erfüllen. In den meisten Bundesländern gibt es drei Stufen für die Zentralen Orte: Oberzentren, Mittelzentren und Grundzentren. In den Oberzentren soll eine vielfältige Ausstattung mit hochrangingen Einrichtungen, die den spezialisierten Bedarf decken, angetroffen werden.

Was bedeutet das für ein gutes Leben in Baden-Württemberg?

In ländlichen Gegenden ist das Zentrale-Orte-System besonders wichtig, um gleichwertige Lebensbedingungen zu gewährleisten oder wiederherzustellen. Neben der Versorgungsfunktion haben gut ausgestattete Ober- und Mittelzentren auch das Potenzial, sich positiv auf die Entwicklung und Stabilisierung ihrer näheren und weiteren Umgebung auszuwirken. Das bedeutet, dass die gute Erreichbarkeit des Zentrums wirtschaftliches Wachstum und Innovation fördern und dazu beitragen kann, dass weniger Menschen, insbesondere junge Leute, in größere Städte ziehen. Die Festlegung von Zentralen Orten dient auch dem Ziel, die Siedlungsentwicklung auf bestimmte Gebiete zu konzentrieren, um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Eine dezentral konzentrierte Siedlungsstruktur ist darüber hinaus eine Voraussetzung für ein effzientes und räumlich gebündeltes öffentliches Verkehrsangebot.

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Trends und Herausforderungen

Grundsätzlich hat sich das Zentrale-Orte-System, wie es im Landesentwicklungsplan 2002 festgelegt ist, in der Planungspraxis bewährt. Baden-Württemberg verfügt mit seinen Ober- und Mittelzentren über starke Versorgungs- und Arbeitsmarktschwerpunkte. Seit der Erstellung des Landesentwicklungsplans im Jahr 2002 haben sich jedoch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen grundlegend gewandelt. So wird dieser dynamische Transformationsprozess grundlegende neue Möglichkeiten sowie Herausforderungen mit sich bringen. Besonders die Digitalisierung hat das Angebot von Gütern und Dienstleistungen und unsere Einkaufsmöglichkeiten stark verändert. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, ob das bestehende Zentrale-Orte-System heutigen Anforderungen gerecht wird.

Wo wollen wir hin?

Ziel ist es, widerstandsfähige, also „resiliente“ Raumstrukturen aufrechtzuerhalten, die auch mit Krisensituationen gut umgehen und sich flexibel an ändernde Bedingungen anpassen können. Eine resiliente Raumstruktur berücksichtigt wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte gesamtheitlich, um eine nachhaltig erfolgreiche und insbesondere ausgewogene Entwicklung im Sinne gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu fördern.

Erste Lösungsansätze

 

  • Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Festlegung von Städten als Ober- bzw. Mittelzentren sowie von verbindenden Landesentwicklungsachsen auf der Grundlage einer sachlich begründeten und transparenten Methodik. Maßstab hierfür ist eine flächendeckende Versorgung mit überörtlichen Infrastrukturleistungen.
     
  • Festlegung von Grundzentren durch die Regionalplanung nach landeseinheitlichen Kriterien (Ausstattung mit Versorgungseinrichtungen, Mindesterreichbarkeit). Dabei sollen die Landesentwicklungsachsen durch regionale Achsen, falls erforderlich, ergänzt werden.

 

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